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LiveReview: BERD BEGEMANN – 18.2.2013, FFT Düsseldorf

21. Februar 2013

Hüftiger Animateur der Zuspätgeborenen

„ FFT: Wir bringen die Kultur zurück in den Keller“, wabert es mit viel Hall und Monsterecho aus der Anlage. Eingesprochen und improvisiert von Bernd Begemann. Von der Sorte Sprüche bzgl. der heutigen Location haut der wibbelige Entertainer gefühlte 50 Stck. aus der Hüfte und das kommt gut an beim grösstenteils studentischen Publikum.
An einem Montag Abend ist das Foyer des FFT gut gefüllt und Begemann, der Grandsenior des charmanten Popchanson feat. Rhytmn & Soul weiss das Publikum natürlich zu führen und zu bewegen. Die kleinen Geschichschen zwischen und oft auch mitten in den Songs machen einen guten Teil seiner Show aus und sind spontan und so zeitgenössisch ätzend wie witzig.
Was aus dem Nähkästchen gefällig?
Das Publikum nennt der 50- Jährige nur „Kids“ oder „Swingerclub“ und bescheinigt den Düsseldorfern mal eben pauschal eine gehobene Aufgeklärtheit und mehr Analsexkontakte als anderswo die Leute Kekse essen. That´s Entertainment! Klar kriegen hier die Toten Hosen einen vor den Bug und so manch anderer aus dem Pop Zirkus ebenso und geht es um Stuttgart, so wird aus Jefferson Starships „We built this City on RocknRoll“ mal eben „We built this City on Nazi Gold“ und das es mit dem Untergrundbahnhof ebenda nicht so gut klappt, liegt nach Begemann daran, daß der Schwabe eben nur was baut, was auch der Nachbar sehen kann. Prust!
Und in Claustahl-Zellerfeld sind fast nur Männer im Publikum, da fällt es dem brustbehaarten Grimassen-Charmeur natürlich besonders schwer, gerade seine Schmacht-Songs rüber zu bringen; verständlich!
Aber Musik macht er ja auch noch an diesem Abend und zwar sind das gekonnte Interpretationen seiner Songs auf Alleinunterhalter-Basis. Eine kleines Abspielgerät wird hin und wieder programmiert, eine paar Fusstasten für Vokaleffekte eingesetzt, ansonsten quält BB seine Gitarre ganz vortrefflich und shüttelt, shaked, schwitzt und rollt was das Zeug hält. Wäre es nicht Montags abend, er hätte mehr Leute dazu gebracht sich auszuziehen. So bleibt es beim MitSingTheater der gehobenen Klasse, Motto: „Ihr pfeift alle und ich zeig die Töne an!“.
Bernd Begemann ist auch an diesem Abend ein Ausnahme Künstler, der durchaus „Pop mit Zeigefinger“ macht, aber eigentlich geht es darum nicht. Man will hier nichts lernen, sondern man will eine gute Zeit haben und die hat man, wenn man das Begemannsche Spektrum an sich ran lässt.
Am Ende bleibt die etwas bittere Erkenntnis, dass er eigentlich mehr verdient hätte- und die süsse Einsicht, daß die böse Welt mit Ihm durchaus ein Stück besser ist!
Songauswahl: Zweimal zweite Wahl, Judith, Gib mir eine zwölfte Chance, Ich habe nichts erreicht ausser dir, die neuen Mädchen sind da, Du bist mein Niveau, Oh, St. Pauli. , usw.

http://bernd-begemann.de/